Wenn ich euch an dieser Stelle sagen würde, dass der nachfolgende Test zu LittleBigPlanet für die PlayStation Vita einzigartig ist, bekäme ich von euch vermutlich den Vogel gezeigt und den Hinweis auf diverse Konkurrenten, die schon längst ihren Senf zum Spiel gegeben haben. Wenn ich euch aber verraten würde, dass der Titel mit mir über 18.000km zurückgelegt hat, um von mir auf den elend langen Bahnfahrten innerhalb Tokios bis zum Erbrechen durchgezockt zu werden, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus oder?

Wie der Eine oder Andere vielleicht mitbekommen hat, war ich 9 Tage in der Hauptstadt im Land des Lächelns unterwegs, wo ich einen Großteil meiner Freizeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbrachte. Und was bietet sich da mehr an, als sich der Mehrheit der japanischen Pendler anzuschließen und sich mit seinen elektronischen Gerätschaften zu beschäftigen? Ehhhh...ein Buch lesen?!? Nein, Danke!!! Also lautete die Devise: PS Vita ausgepackt und losgedaddelt!


Falls ihr im Besitz einer PS3 seid und noch nie etwas von LittleBigPlanet gehört habt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt sich kurz in eine Ecke zu stellen, um sich zu schämen. LBP ist nämlich Sonys Pendant zu Nintendos Super Mario und somit ein unverzichtbarer Must-Have Titel aus dem Jump&Run Genre. Der gravierende Unterschied zu beiden Genrevertretern ist allerdings, dass LPB über einen hauseigenen Level-Editor verfügt, womit dem kreativen Spieler nahezu keine Grenzen gesetzt sind und bis dato gefühlt drölfmillionen User-Level erstellt wurden.

Möge der Nintendofanboy an dieser Stelle sagen was er wolle, aber mit diesem kostenlosen Feature hat LittleBigPlanet m.E. bereits gewonnen. Außerdem ist der Sackboy (Protagonist) wesentlich süßer, harhar. Warum ich diesen Vergleich an den Haaren herbeigezogen habe? Keine Ahnung! Sind eh beides Konsolenexklusive Titel. Vielleicht will ich damit auch einfach den nächsten Sony- Versus Nintendo-Fanboy Shitstorm provozieren, weil es unheimlich Spaß sich das ganze Geflame durchzulesen.

HÜPF DICH ZUR ABSOLUTEN GLÜCKSELIGKEIT

Im Grunde genommen ist LittleBigPlanet eine unvollständige Welt, die erst vom Spieler mehr oder weniger vervollständigt werden soll. Es gibt einen Storymodus, in dem wir dem frustrierten Puppenspieler das Handwerk legen sollen. Nachdem seine Arbeit beim Publikum keine Anerkennung mehr fand und er sogar nach seinen Vorstellungen ausgebuht wurde, verfällt unser Bösewicht in tiefe Depressionen, worauf er sich kurzerhand entschließt den Jahrmarktsplaneten Carnevalia zu terrorisieren. Okay, terrorisieren klingt ein wenig übertrieben – in Wahrheit verbreitet er mit seiner Heerschar an bleichen Sackpüppchen überall schlechte Laune und lässt die Einwohner von Carnevalia entführen.

Unter der Obhut von Oberst Flunder, bekommen wir in den ersten Missionen die Steuerung eingetrichtert und gleichzeitig werden die ersten gameplaytechnischen Unterschiede zum großen PS3-Bruder deutlich. LittleBigPlanet macht sich nämlich so ziemlich jedes Gimmick der PS Vita zu Nutze: Unerreichbare Blöcke werden mit Hilfe des Rear-Touchpads förmlich „herausgedrückt“, Sprungplattformen müssen wie bei einem Flippertisch erst mit unserem Finger per Touchscreen heruntergezogen werden oder aber wir steuern den Sackboy in einer Kugel, wo es gilt die Vita nach links oder rechts zu neigen, um uns in die gewünschte Richtung zu bewegen – der Gyro-Sensor lässt grüßen.

Im Prinzip springen, hangeln, schwimmen, fliegen, rollen, fahren wir von Level zu Level und sammeln dabei allerlei Gegenstände auf, die wir später für unsere eigenen Level-Kreationen verwenden können. Finden wir in einer Hauptstage einen Schlüssel, wird automatisch eine Nebenstage freigeschaltet, welche eine Art Minigame darstellt.

Von Robo-Boxen, über Whac-A-Mole bis hin zu einer Art Doodle Jump Kopie gibt es gefühlt drölfmillionen Minigames, wo es gilt Highscore-Punkte zu kassieren. Diese sind durchaus unterhaltsam, sorgen für Abwechslung und bescheren euch noch mehr tolle Dekorationsgegenstände – Stichpunkt: Sammelsuchtgefahr!

DER LEVEL-EDITOR: DER FANTASIE KEINE GRENZEN GESETZT

Überspringt man sämtliche Nebenlevels und ist auch nicht darauf bedacht, wirklich jeden versteckten Deko-Sticker in den Stages zu finden ist die Story nach gut 5 Stunden zu meistern. Bevor jetzt jemand empört seine Stimme erhebt und die berechtigte Frage stellen möchte, warum er so viel Geld für eine 5-Stunden-Story hinblättern soll, dem sei gesagt: Der Story-Modus von LittleBigPlanet dient im Endeffekt nur dazu, um möglichst viele Dekorations-Sticker zu ergattern, um diese für seine eigenen Level zu verwenden – und hierin steckt die eigentliche Suchtgefahr!


Normalerweise würde man ja bei einem Handheld-Ableger vom großen Konsolenbruder vermuten, dass hier und da gewisse Features nicht berücksichtigt werden konnten – nicht jedoch bei LBP. Hier muss ich den Hut vor den beiden Entwicklerstudios Double Eleven und Tarsier Studios ziehen, denn sie haben großartige Arbeit vollrichtet: Jedes und damit meine ich auch wirklich jedes Feature aus dem LittleBigPlanet 2 Level-Editor wurde 1:1 übernommen. Durch die intuitive Touchscreen-Steuerung lassen sich meines Erachtens die eignen Levels viel einfacher kreieren. Wer kein Bock auf das ganze Bildschirmrumgeschrubbe hat, greift einfach auf beide Sticks zurück.

Einziger Wermutstropfen ist, dass die selbsterstellten Maps aus der PS3-Version nicht genutzt werden können, da die verwendete Engine an die schwächere Hardware der PS Vita angepasst werden musste und die meisten PS3-Kreationen einfach zu umfangreich sind. Ich persönlich hatte bisher noch keine Zeit mich tiefgehend mit dem Level-Editor auseinanderzusetzen, aber wenn ich mir die Machwerke anderer PS Vita User ansehe kann ich nur sagen: „OMFG, was für eine kranke Fantasie manche haben!“

PRO & CONTRA

• Sackboy muss man liebhaben
  
• Nutzt so gut wie jedes PS Vita Feature
  
• drölfmillionen, abwechslungsreiche Minigames
  
• Deko-Sticker-Suchtfieber
  
• mega umfangreicher Level-Editor...
  
• ...womit unendlicher, kostenfreier Content möglich ist
  

• Storymodus ein bisschen zu kurz
  
• PS3-User-Level können leider nicht verwendet werden